Tee für Einsteiger. Ein Leitfaden zum Teegenuss

Tee mochte ich ja schon immer. Aber im Laufe der Jahre hat sich meine Teeleidenschaft verändert. Seit einigen Monaten betreibe ich das Hobby des Teegenusses nicht nur mit Begeisterung, sondern habe begonnen, mir mehr Wissen über verschiedene Teearten sowie ihre Zubereitung anzulesen und selbst zu experimentieren.

Obwohl ich mich selbst keineswegs als Expertin (eher als enthusiastischer Nerd) bezeichnen würde, möchte ich euch an meinen bisherigen Erfahrungen teilhaben lassen und euch anstiften, die köstliche Teevielfalt da draußen zu entdecken! Bevor wir aber zur Zubereitung der perfekten Tasse Tee kommen, beantworte ich heute ein paar grundlegende Fragen, die ich mir ganz am Anfang meiner Teereise gestellt habe: z.B. Ist Pfefferminztee eigentlich Tee? Wie finde ich mich in der Teevielfalt zurecht? Und was ist besser, loser Tee oder Teebeutel?

Noch eines vorweg: Was das Kulinarische angeht, bin ich Hedonistin. Wenn ihr euch also für die gesundheitsfördernde Wirkung von verschiedenen Tees interessieren solltet, muss ich euch enttäuschen. Hier geht es einzig und allein um die Suche nach einer lebensverändernd köstlichen Tasse Tee.

Was ist Tee eigentlich?

Pfefferminze, Mate, Roiboos – landläufig bezeichnen wir Getränke aus unterschiedlichen Pflanzen als “Tee”. Streng genommen dürfen sich aber nur Produkte der Teepflanze Camellia sinensis so nennen. Und um genau die soll es hier gehen, denn Tee ist ein weites Feld, wie ihr gleich merken werdet.

Ursprünglich stammt die Teepflanze aus China, doch der Brauch des Teetrinkens verbreitete sich in weiten Teilen Asiens und entlang der Seidenstraße bis nach Russland. Nach Europa kam das Getränk erst im 17. Jahrhundert in den Bäuchen niederländischer Handelsschiffe, wo die Blätter zunächst als Ladungssicherung für die kostbaren Waren aus Lack und Porzellan (siehe Titelbild) dienten. Erst Jahre später entdeckten findige Kaufmänner, dass sich diese gewinnbringend als neues Trendgetränk verkaufen ließen.

Teepflanze Camellia sinensis
Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen, Camellia sinensis – Köhler–s Medizinal-Pflanzen-025, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Welche Teearten gibt es und woher kommen sie?

Ähnlich wie Wein besitzt Tee eine unglaubliche Farb- und Geschmacksvielfalt, die von der Pflanzenvarietät (var. sinensis oder var. assamica), ihren Wachstumsbedingungen (Bodenbeschaffenheit, Wasser, Klima, Meereshöhe), der Ernte (Jahreszeit, Art der Pflückung, verwendete Pflanzenteile), der Verarbeitung (Oxidation, Fermentation, Pressung) und der Lagerung abhängig ist.

Diese Faktoren werden von regionalen bzw. länderspezifischen Vorlieben bestimmt: Während in Japan und Korea vor allem Grüntee getrunken wird, bevorzugen die Taiwaner Oolongs. In China hält man es traditionell sogar mit sechs verschiedenen Teearten. Zudem haben sich in Tee trinkenden Ländern mehr oder wenig eng verwandte Teekulturen ausgebildet, die wiederum die Zubereitung beeinflussen.

Typischerweise werden Teearten nach ihrer Verarbeitung bzw. Oxidationsgraden eingeteilt, der Einfachheit halber habe ich einige seltene Arten weggelassen. Darüber hinaus wird Tee heute in vielen Teilen der Welt angebaut, was die Zuordnung einzelner Teearten zu ihren Herkunftsgebieten erschwert. Deshalb habe ich hier nur die wichtigsten Ursprungsregionen angegeben.

  • Grüner Tee: (große Teile Asiens, am bekanntesten Japan und China) Direkt nach der Ernte wird die Oxidation durch Erhitzen gestoppt, erst dann werden die Blätter geplättet, gerollt oder gedreht und anschließend getrocknet. Verliert schnell an Aroma, nicht zur Lagerung geeignet. Matcha ist übrigens ein spezieller Grüntee aus Japan, der zu Pulver verarbeitet wurde.
  • Weißer Tee: (China) Wird ähnlich wie grüner Tee produziert, d.h. wird die Oxidation möglichst schnell gestoppt, es werden aber nur die mit weißen Härchen überzogenen Knospen verwendet. Kann auch zu Kuchen gepresst und länger gelagert werden.
  • Oolong: (China, Taiwan) Oxidationsgrad variiert stark nach Sorte, gerollt oder gedreht. Berühmt sind vor allem Oolongs aus dem chinesischen Wuyi-Gebirge. Für Oolong aus Taiwan werden auch die Bezeichnungen Gaoshan (high-mountain tea) und Formosa verwendet.
  • Schwarzer Tee: (China, Indien, Himalayaregion): Diese Teeblätter dürfen am stärksten oxidieren bevor sie erhitzt, geformt und getrocknet werden. Bekannt sind vor allem die Anbaugebiete in Darjeeling und Assam in Indien, sowie aromatisierte Tees auf Schwarzteebasis, z.B. Earl Grey oder Chai.
  • Pu-erh: (China) Nachfermentierter Tee aus China. Roher Pu-erh (sheng) wird direkt nach dem Welken und Rösten zu flachen Kuchen oder Ziegeln gepresst, um so zu fermentieren. Bei reifem Pu-erh (shou) wird die Fermentation vor der Pressung künstlich beschleunigt. Vor allem roher Pu-erh kann geschmacklich durch die Lagerung von mehreren Jahren gewinnen.

Fünf Teearten klingen erstmal nach wenig, doch hinter jeder verbirgt sich ein eigener Mikrokosmos mit einer erstaunlichen Bandbreite von Aromen, die es zu entdecken und unterschiedlich zuzubereiten gilt.

Was ist besser: Loser Tee oder Teebeutel?

Die meisten von euch werden Tee in Form von Teebeuteln kennen; so wird in Deutschland ein Großteil des Tees verkauft und getrunken. Auf den ersten Blick sind Teebeutel eine tolle Erfindung: Die Teeblätter sind bereits für eine handelsübliche Tasse (ca. 2g) vorportioniert, der Beutel ist schnell und unkompliziert in der Anwendung, kompostierbar und meistens ist auf dem kleinen Pappkärtchen sogar noch die richtige Ziehzeit angegeben. Was will man mehr?

Tatsächlich haben klassische Zweikammerbeutel auch einige Nachteile: Ihr Inhalt besteht überwiegend aus sehr feinen Stücken von Teeblättern (1mm bis hin zu gesiebtem Staub), über deren Qualität sich in diesem Zustand nur noch wenig aussagen lässt. Die große Oberfläche der Teepartikel führt außerdem dazu, dass beim Aufbrühen mehr bittere und adstringierende Geschmackskomponenten im Wasser gelöst werden – deshalb schmeckt der fertige Tee oft unangenehm bitter. Außerdem kann man Teebeutel meist nur für einen Aufguss verwenden, da sich ein Großteil der Aromastoffe beim ersten Kontakt mit Wasser löst.

Vielfalt schwarzer Tee
Der Unterschied ist klar erkennbar zwischen dem Inhalt eines handelsüblichen Earl Grey-Teebeutels (Mitte) und verschiedenen losen Schwarztees (Chai: Assamtee mit Gewürzen, Nepal SFTGFOP, Dian Hong mit Rosenblüten, Yunnan Ancient Tree Dian Hong, Foto: Küchenkuss

Und was ist mit Pyramidenbeuteln? Hochwertige Pyramidenbeutel enthalten oft großere Blattstücke und verhalten sich daher eher wie loser Tee. Mich stören daran aber der verhältnismäßig hohe Preis, die begrenzte Sortenauswahl, die vorportionierte Teemenge und der Verpackungsmüll (immerhin werden die Beutel meist aus kompostierbaren Kunststoffen aus Mais hergestellt).

Das heißt nicht, dass ihr Beuteltee in Zukunft um jeden Preis meiden müsst, denn nicht jeder Tee im Beutel muss gleich ungenießbar sein. Gerade im Büro, wenn es schnell und unkompliziert gehen soll, greife ich gerne zu Beuteltee. Aber wenn ihr wie ich mehr über Tee lernen und eure tägliche Tasse zelebrieren wollt, probiert es einfach mal mit losem Tee und schmeckt selbst den Unterschied!

Aromatisiert oder pur?

Gegen aromatisierten Tee ist grundsätzlich nichts einzuwenden, obwohl ich persönlich nicht viel an Aromen a la  Blueberry Muffin finden kann. Einem guten Chai oder einem Earl Grey kann ich allerdings nicht widerstehen.

Für diesen Versuch solltet ihr euch allerdings vorerst von aromatisierten Tees fern halten. Denn wir wollen ja den puren Teegeschmack kennen lernen. Achtet aber auch bei aromatisierten Tees auf Qualität, denn die zugefügten Aromastoffe eignen sich wunderbar zum Überdecken einer minderwertigen Teebasis. Es lohnt sich also vielleicht doch, beim Einkaufsbummel im Teeladen einen losen aromatisierten Tee zu probieren.

Allgemein gilt aber: Trinkt, was euch schmeckt – ganz gleich ob im Beutel oder lose, aromatisiert oder pur! Teegenuss ist eine subjektive Erfahrung, an die man experimentierfreudig und undogmatisch herangehen sollte, nicht mit der Last unzähliger Gebote.

 

Abb. ganz oben: Willem Kalf, Stillleben mit chinesischer Schale, Nautiluspokal und Früchten (Ausschnitt), 1662, Rijksmuseum

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